„Meditiere jeden Tag 20 Minuten. Außer wenn du keine Zeit hast – dann meditiere eine Stunde.“
Altes Zen-Sprichwort (sinngemäß)
Als ich den Satz zum ersten Mal las, musste ich lächeln, weil letztlich so viel Weisheit daraus spricht, er uns aber zur gleichen Zeit auch den Widerspruch verdeutlicht, den so viele von uns kennen. Nämlich genau zu wissen, wie wichtig Innehalten, Entspannung, Pausen – der Yin-Anteil in unserem Leben ist, und doch dem Schaffen, dem Tun, Funktionieren, Abarbeiten und Erledigen immer eine höhere Priorität zu geben. Wir alle leben in einer Gesellschaft, in der zählt, was jeder leistet. Dem Kraftvollen, Aktiven – dem Yang-Anteil – wird eine große Bedeutung beigemessen. Dieser Leistungsanspruch zieht sich nicht nur durch unseren beruflichen Alltag, sondern nicht selten auch durch unsere Freizeitaktivitäten. Auch dort ist unser Terminkalender häufig eng gestrickt, echte Pausen und Lücken, Raum für den Yin-Anteil und damit das Auftanken unserer Lebenskraft, gibt es wenig.
Für den ungestörten Fluss unserer Lebensenergie ist das Stärken des Yin-Anteils und damit die Herstellung eines Gleichgewichts zwischen Yin und Yang aber elementar wichtig. Für viele von uns ist das jedoch unheimlich schwierig, und nicht wenige kommen erst nach einer schmerzhaften Erfahrung, nach einer körperlichen Grenze, die sie erfahren oder einem starken Erschöpfungszustand – Erfahrungen, die uns zwangsläufig aus dem Yang herauskatapultieren – zu einem Umdenken bezüglich der Energiebalance in ihrem Leben. – Nämlich, dass das Yin eine ebenso große Bedeutung für uns hat, wie das Yang.
Wenn du dir die berühmte Darstellung von Yin und Yang anschaust, kannst du erkennen, dass nur durch eine Balance der beiden Teile die harmonische Kreisform, das harmonische Ganze erreicht werden kann. Ein erster Schritt hin zu einem harmonisierten Fluss der Lebensenergie wäre also, dir über die Bedeutung dieser Ausgewogenheit der Energien bewusst zu werden. Und mit dieser Bewusstheit wird der Yin-Anteil automatisch mehr Bedeutung in deinem Leben gewinnen – und du kannst deine Aktivitäten neu gewichten. Wenn der Yin-Anteil in deinem Alltag einen festen Platz bekommt, hast du schon eine Menge für eine ausgewogene Energiebalance getan.
Ich wünsche dir den Mut und das Selbstbewusstsein, dir mehr Yin-Zeiten in deinem Leben herauszunehmen, dem Leistungs- und Perfektionierungswahn zum Trotz.
Liebe Grüße von Marie